In modernen Städten hat Effizienz Vorrang vor authentischen Verbindungen, was Einsamkeit und Konsum Vorschub leistet. Spiele bieten eine andere Welt und gehen auf unerfüllte Bedürfnisse ein. Diese Master-Thesis untersucht diesen Reiz anhand von Ortsbindung, Migrationstheorie und Game Design und ergründet, wie virtuelle Umgebungen bedeutungsvoll werden. Das Ziel ist, die Ortsbindungstheorie auf Game Design anzuwenden und eine tiefere Verbindung zu virtuellen Welten zu fördern. Diese Erkenntnisse sollen letztlich dazu dienen, lebendigere Städte zu entwerfen, in denen die Menschen Beziehungen miteinander und mit ihrer Umgebung pflegen.
Was macht dein Projekt einzigartig?
Mein Projekt ist einzigartig, weil es in gewisser Weise fast ein Anti-Spiel ist. Anstatt die Menschen an Bildschirme zu fesseln, zielt es darauf ab, die Technologie als Brücke zur Interaktion in der realen Welt zu nutzen und uns wieder mit unserer Umgebung, unseren Nachbarschaften und der Natur zu verbinden. Ich glaube, dass dieser Fokus auf soziales Engagement und ortsbezogene Entdeckungen das Projekt von anderen abhebt, da es das Potenzial hat, echte Veränderungen in der Beziehung der Menschen zueinander und zu ihrer Umwelt zu fördern.
Was kannst du zu der Ästhetik des Spiels sagen?
Visuell erinnert es an Filme des Animationsstudios Pixar, wie bspw. «Findet Nemo» (2003). Es geht um die Suche nach dem Zuhause. Das ist für eine These über Ortsbindung relevant, weil es eine Geschichte darüber ist, was Zugehörigkeit ist, was Orte bedeuten und wie wir uns zu ihnen verhalten können. Wo gehören wir hin? Das ist für mich eine wichtige Frage. Ich möchte, dass sich dieses Spiel einladend anfühlt, vor allem für Familien - ein kleines gemeinsames Wunder in ihrer eigenen Nachbarschaft. Man kann dabei auch an Hayao Miyazakis Filme denken - da gibt es eine spielerische Wärme, ein Gefühl der Möglichkeit, das einen dazu ermutigt, genauer hinzusehen. Das ist wichtig, denn in meinem Spiel geht es darum, zu entdecken, was bereits um einen herum ist, und vielleicht Verbindungen zu finden, die man gar nicht erwartet hat.
Welche Themen vermisst du generell in Videospielen?
Ich fände es toll, wenn sich mehr Videospiele von der Logik des von aussen kommenden, belohnungsbasierten Spielfortschritts entfernen würden. Ich denke, dass dieser Fokus eine schädliche Denkweise fördert. Stattdessen wünsche ich mir Spiele, die intrinsische Motivation und Erfahrungen vermitteln. Ein grossartiges Beispiel dafür ist «Journey». Es ist ein Spiel ohne Inventar oder traditionelle Belohnungen, aber es ermöglicht eine unglaublich bewegende Erfahrung. «Journey» hinterlässt ein Gefühl der Dankbarkeit für die Verbindungen, die man mit anderen schafft. So sehr, dass sich die Spieler:innen in den Foren gegenseitig schreiben und sagen: «Vielen Dank, das war das beste Playthrough, das ich je hatte.» Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gesehen.